Mein Fahrradweg der Woche: Blindenleitsysteme

Mein Fahrradweg der Woche ist kein Fahrradweg und nicht in Berlin, sondern ein Blindenleitsystem in Greifswald.

Ich weiss nicht sehr viel über Blindenleitsystem, nur die Grundlagen und nur ganz grob vereinfacht:

  • ein Stein mit "Noppen" ist ein Aufmerksamkeitsstein, der signalisiert, dass sich etwas ändert
  • ein Stein mit "Streifen" ist ein Richtungsstein, der in eine Richtung lenkt.

Im Bild ist in der Mitte ein Aufmerksamkeitsfeld ("Achtung, jetzt kommt die Kreuzung") , dann in zwei Richtungen die lenkenden Steine, und vor dem Bordstein jeweils wieder ein Aufmerksamkeitsfeld. Um das nachzuvollziehen, muss man mal die Brille absetzen oder die Augen schliessen und sich vorstellen, man geht mit einem Blindenstock die Straße entlang.

Die ganze Gestaltung ist barrierearm für sehbehinderte Menschen. Nicht jedoch für mobilitätseingeschränkte Menschen (Rollator, Gehhilfe, Rollstuhl etc.). Für mobilitätseingeschränkte Menschen muss der öffentliche Raum möglichst ohne Schwellen oder Unebenheiten sein. Und das ist der Konflikt, die eine Gruppe benötigt die Unebenheiten, um die Nutzung voneinander zu unterscheiden, die anderen gerade nicht. In der Bezirkspolitik erleben wir diesen Konflikt immer wieder und können es auch nicht lösen.

Beispiele in Tempelhof-Schöneberg sind der Breslauer Platz, der komplett eben ohne Schwellen umgebaut wird, zusätzlich ist der Fahrradverkehr erlaubt, so dass eine weite Fläche entsteht, auf der alles passieren kann. Anderes Beispiel ist die Maaßenstraße, die soviele Schwellen und Unebenheiten hat, dass man nicht weiss, wo den nun wirklich die Autos fahren oder nicht. Eine optimale Lösung ist mir noch nicht untergekommen.

Nachtrag:

In Hamburg am Hauptbahnhof (Bild links) kann man das Prinzip nochmal sehr schön sehen: Am Fuße der Treppe ist der Aufmerksamkeitsstreifen, dann die leitenden Streifensteifen, dann wieder ein Aufmerksamkeitsfeld für die Teilung an die linke und rechte Bahnsteigkante usw.

Das Bild rechts ist eine Designvariante aus der gerade renovierten Altstadt in Aalborg, Dänemark. Das normalerweise punktierte Aufmerksamkeitsfeld ist mit Pflastersteinen umgesetzt, die Leitstreifen sind die schmalen, schwarzen Pflastersteine mit dem "runden Buckel". Mir ist das zuerst gar nicht aufgefallen, weil sich das Design optisch sehr unauffällig in die Straßengestaltung einfügt. Etwas unglücklich finde ich die Leitstreifen. Der "Buckel" ist sehr hoch, bestimmt 2cm - 3cm, deutlich höher als das gepflasterte Quadrat. Das ist eine spürbare Kante in einem sonst sehr ebenen Straßenbelag. Selbst als mobiler Mensch kann man leicht darüber stolpern, wenn man nicht aufpasst.

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